Der Einmarsch der Franzosen

Mitglieder der 14. Marokkanischen Maultierkompanie in Wannweil bei Reutlingen 1945.
Foto: Sammlung Walter Karl


In der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs rückten die Franzosen und Marokkaner in Waldenbuch ein. Als Sieger bestimmten sie das Geschehen im Ort. Der Einmarsch  ging oft einher mit Plünderungen und Vergewaltigungen, wie Erwin Kaysersberg in den folgenden Zitaten berichtet:

Der Einmarsch der Franzosen in Waldenbuch erfolgte in den letzten Apriltagen 1945. Es waren Sherman Panzer mit marokkanischer Infanterie. Sie kamen von Süden, also von Dettenhausen her, den Berg herunter. Von dort aus kann man bald den Ort sehen. Was macht nun so eine Panzerspitze, die sich einem Ort nähert und von dem sie nicht weiß, ob er verteidigt wird? Ganz einfach, sie ballert erst mal einige Schuss hinein.  Ist Militär drin, dann schießt es zurück.  Zudem musste der blöde Pfarrer im Kirchturm hocken um ja nicht zu versäumen, den Feind zu sehen. Also bekam er erstmals einen Begrüßungsschuß in den Kirchturm, gleich neben dem Zifferblatt. Ach ist da der Diener Gottes abwärts gesaust. Eine andere Granate traf ein Haus in der Nürtinger Straße und es traf die Richtigen, alte Nazis. Und da nichts zurückkam, rollten die Panzer gemütlich in den Ort, denn der sogenannte Volkssturm hatte sich schon vorher verflüchtigt. Nur ein Hitlerjunge aus der Seestraße versuchte noch einen Widerstand zu organisieren und rannte mit einer Panzerfaust umher, bis ihn beherzte Männer einsperrten.”

Am Ortsrand wurden die Franzosen von einer in Waldenbuch verheirateten Elsässerin freudig begrüßt, die zum Dank erstmals vergewaltigt wurde! Da wussten die Leute, was ihnen blühte. Und so ging es weiter. Die weißen französischen Offiziere gaben ihrer marokkanischen Bande einige Tage frei zum Plündern und Vergewaltigen. Eine Schafherde fiel dem Gesindel auch in die Hände und so wurde auf der Straße ein großes Feuer entfacht und die Schafe geröstet, nachdem man sie geschächtet hatte. Wochen später rollte ein Leiterwagen voller Mädchen und Frauen nach Tübingen, damit die Vergewaltigungsopfer operiert werden konnten. Haben Sie davon schon gelesen? Noch nie?”

Ich war nie ein Nazi und kann daher unbefangen darüber schreiben, denn so etwas hat es bei der Wehrmacht, so schlecht ihr Ruf auch sein mag, nicht gegeben. Es gab wohl Grausamkeiten die befohlen waren, aber daß eine Kompanie freie Hand bekommen hätte, zum Plündern und Vergewaltigen, das gab es nicht. Da stand schon die Erziehung im Elternhaus dagegen und ich kann mir nicht vorstellen, daß wir mıt einem “Kameraden” noch weiter gesprochen hätten, von dem wir wussten, dass er eine Mutter im Beisein der Kinder vergewaltigt habe. Und auch der beliebte Einwand des Rachenehmens greift hier nicht, denn wir waren niemals in Marokko gewesen. In Waldenbuch und auch sonst wo haben die Franzosen ihr Kolonialreich verspielt, denn sie haben die Farbigen ja auf den Geschmack gebracht, auf weiße Weiber und deren Häuser. Natürlich, ich bin ein Faschist.”

Anmerkung: Herr Kaysersberg weitervermittelt in Bezug auf Gewalttaten der Wehrmacht hier ein medial geprägtes Bild , ohne selbst eine Expertise darin zu haben.

Nach ungefähr einer Woche kehrte so einigermaßen Ruhe ein. Wobei man festhalten muss, dass sich die sogenannten Fremdarbeiter an den Ausschreitungen nicht beteiligten und die im Ort gebliebenen französischen Kriegsgefangenen vergeblich versuchten, ihre Landsleute zu bremsen. Waldenbuch bekam zur Auflage, dass jede Familie eine guten Anzug mit Wäsche und ein Paar Schuhe für die Fremdarbeiter abliefern musste. Und dann wurde fraternisiert. Manche Frauen waren so klug und legten sich einen Marokkaner ihrer Wahl als Beschützer zu und waren so vor weiteren Vergewaltigungen geschützt. So ist das Leben, man muss das Beste daraus machen. Endlich zogen die Franzosen ab und Amerikaner rückten in Waldenbuch ein. Und mit den Amis kehrten wieder so einigermaßen normale Verhältnisse her, denn Rauben und Vergewaltigungen gab es bei ihnen nicht.”

Das Gastspiel der Amis war von kurzer Dauer, die Truppen wurden demobilisiert und in die Heimat verfrachtet, die Waldenbucher waren wieder unter sich und konnten erstmals aufatmen. Doch dann kamen die Heimatvertriebenen aus Osteuropa, aus Polen und Ungarn, aus Jugoslawien und der Tschechoslowakei.”

Weiterführende Informationen zu der Besatzungszeit durch die Franzosen finden sie hier:

Die Franzosen kommen in die Glashütte
Hansjörg Rist erinnert sich
Einmarsch und Kriegsende im Landkreis Böblingen

 

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