Ein Wehrmachtsoffizier wird Bürgermeister
Nachdem der kommissarische Bürgermeister Alfred E. Ritter 1946 sein Amt nicht länger ausüben wollte, bestimmte der Gemeinderat zunächst den Bürgermeister a. D. Gottlob Fischer zum Amtsverweser, was die amerikanische Militärregierung aber ablehnte. Das führte dazu, daß sich der Gemeinderat im Juni 1946 – unter 5 Kandidaten – einstimmig zur Ernennung von Herbert Stehli, Hauptmann der Wehrmacht, als neuen Bürgermeister entschied. Die Amerikaner hatten gegen einen Offizier nichts einzuwenden, so war er ja gewohnt, Befehle auszuführen!
Sehr zum Leidwesen der Gemeinde wurde Stehli im Oktober 1947 zusätzlich durch das Ministerium Für Politische Befreiung Württemberg-Baden zum Vorsitzender der Spruchkammer Böblingen dienstverpflichtet.
Wer war Herbert Stehli?
Im Jahr 1913 geboren, war er im Zweiten Weltkrieg zunächst Wehrmachtsbeamter (Beschaffung). Später wechselte er freiwillig zur kämpfenden Truppe im Rang eines Hauptmanns nach Griechenland und Jugoslawien.
Zum Bürgermeister wurde er von der Militärregierung ernannt. Bei der ersten Wahl nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 unterlag er Reinhold Körber.
Anschließend arbeitete Stehli in Stuttgart in der Verwaltung einer Firma. Danach war er für das Auswärtige Amt in Bonn tätig. 1956 ging er zur Bundeswehr und wurde alle zwei Jahre an einen anderen Standort versetzt. So war er zunächst in Fontainbleau/Frankreich, dem damaligen NATO Hauptquartier, und später in Fritzlar und Köln. In den Ruhestand entlassen wurde er im Rang eines Majors. Stehli starb in Stuttgart im Jahre 2003.
Quellen:
Anne Lipp, Andreas Schmauder: Ein Jahrhundert Leben in Waldenbuch, Stuttgart 1996.
Katja Stehli, Interview vom 16. Februar 2010.
Kreisarchiv Böblingen.