Reinhold Herrmann, ehemaliger Förster in Waldenbuch, erzählt über eine ungewöhnliche Feier
„Landesforstpräsident Dr. Max Scheifele hat mich 1981 angerufen und gesagt: Herrmann, der Minister für Landwirtschaft und Forsten Gerhard Weiser will seinen 50. Geburtstag auf der Jungviehweide/Ponderosa (Ponde) feiern.
Sie können machen was sie wollen, es muss warm sein und es muss grünen!“, erinnert sich Förster Herrmann, dem dieser Anruf damals manches Kopfzerbrechen bereitete. Es war Januar/Februar – die Natur lag in tiefstem Winterschlaf.
Also ließ Förster Reinhold Herrmann Birken hauen und sie bei Gärtner Walter Rebmann ins Gewächshaus stellen. „Von da an haben wir immer geschaut, ob die auch schon Blätter haben.“
Doch dies war längst nicht die einzige mit dem großen Ereignis verbundene Kuriosität: Einen Tag vor der Feier kam ein Auto zur JVW mit der Aufschrift „Flaschnerei XY“. Als zwei Flaschner im Smoking ausstiegen, wusste Förster Herrmann,das hier etwas faul ist:
„Da hab ich gesagt, Ihr seid auch keine Fläschner und sie antworteten, sie seien Personenschützer von der Kripo“. Es war die Zeit des Terrors der RAF und die Angst vor der Bader-Meinhof-Gruppe reichte. Zur Sicherung der Feier wurde eine Hundertschaft Polizisten mit Hunden abgestellt, diese standen oben im Wald. Der Ortsbüttel POK Lorenz Hümmer war auch dabei. Förster Herrmann erinnert sich: „Da habe ich zu ihm gesagt: Lorenz, kriegst du nichts zum vespern? Ha nein, antwortet er“.
Da habe ich ihm eine Flasche Wein rausgebracht,- obwohl ein junger Kollege fand, ich könne das nicht machen – schließlich waren jede Menge Minister da, wie Herr Mayer-Vorfelder, Frau Griesinger und s’Cleverle (Lothar Späth).“ Das Essen für die Veranstaltung kam extra von einem Hotel aus Heidelberg, der Heimat von Gerhard Weiser. Förster Herrmann erzählt: „Dann bin ich mit meinem jungen Forstmeister reingegangen, der aber fragte mich: ‚‘Dürfen wir da reingehen?‘ Da habe ich gesagt: ‚Die brauchen mich -wenn denen das Licht ausgeht, sitzen die da oben im Dunklen.“ Anschließend ging Herrmann zu dem Hotelier und sagte, „wir kriegen eine Flasche Wein und das gleiche Essen, wie die Herren auch. Ich bin der Chef hier und habe das alles vorbereitet“. Eine Szene wird Herrmann wohl nie vergessen: „Einer der Politiker musste mal. Da er aber nicht oben ins Klo gehen wollte, ist er raus ins Freie gegangen und hat sich an einen Baum gestellt – flankiert von zwei Sicherheitsbeamten.“ Da war der Förster glücklich und dachte, „oh bin ich doch ein freier Mann und kann noch allein pinkeln gehen!“
Den Honoratioren gefiel das rustikale Ambiente der Ponde – der Minister für Landwirtschaft und Forsten bedankte sich anschließend beim Landesforstpräsident für die tolle Organisation.
Reinhold Herrmann verstarb am 11. Februar 2019 im Alter von 78 Jahren.
Hier finden Sie den gesamten Bericht über die Geschichte der Jungviehweide.