Wilhelm Elsäßer (1933-1937)

Von Gomaringen nach Waldenbuch

Im September 1933 entschied sich das Amtsoberamt Stuttgart – als Nachfolger von Oskar Blessing – für den Verwaltungsfachmann, Parteigenossen und Gomaringer Bürgermeister Wilhelm Elsäßer. Er wurde zunächst zum Amtsverweser und schließlich 1934 zum Waldenbucher Bürgermeister ernannt.

Gomaringer Bürgermeister Elsäßer (Mitte) mit den Feuerwehrverantwortlichen ca. 1927/30. Foto: Altertumsverein Gomaringen e.V.

Die Weltwirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hinterließ in Deutschland eine langanhaltende wirtschaftliche Katastrophe, die auch Waldenbuch finanziell in außerordentliche Bedrängnis gebracht hatte. Deshalb machte der neue Bürgermeister als Finanzexperte zunächst einen Kassensturz mit einem verheerenden Ergebnis. Nach seiner Prüfung war die Stadt 1933 überschuldet und vollkommen zahlungsunfähig! Der Schuldenstand betrug insgesamt rd. RM 418.000. Es bestanden Zahlungsrückstände von rd. RM 125.000. Blessing räumte auf! Für die finanzielle Notlage der Gemeinde machte Blessing den ehemaligen Bürgermeister Fischer verantwortlich und leitete ein Disziplinarverfahren gegen Fischer ein. Ihm wurde “mangelhaftes, oberflächliches, undurchsichtiges und unverantwortliches Finanzgebaren” vorgeworfen.

Er beschrieb die künftige Finanzpolitik der Jahre 1933 bis 1935: Man forderte, ” … eine ganz fanatische Sparsamkeit durch Drosselung aller Ausgaben einzuführen. Es musste an allen Ecken u. Enden gespart werden. Dringend notwendig gewordene Arbeiten mussten zurückgestellt werden. Hand in Hand mit dieser Sparsamkeit musste der Steuereinzug gehen. Hier musste auch in verschärftem Masse der Hebel angesetzt werden. Wir leben nämlich heute in einem nationalsozialistischen Staate, bei dem jeder Bürger, jeder Einwohner mithelfen muss an dem Wiederaufbau unseres Vaterlandes, von dem doch die Gemeinden die Hauptglieder sind. Jeder muss dem Staate geben, was des
Staates ist und seiner Gemeinde, was seiner Gemeinde ist, aber nicht nur mit Worten, sondern mit der Tat. ” Durch diese restriktive Finanzpolitik der Gemeinde konnten Schuldentilgung sowie laufenden Zahlungen wieder erfolgen. Bis 1935 konnte so der Schuldenberg auf rd. RM 340 vermindert werden.

Im Rahmen der 1938 erfolgten Württembergischen Verwaltungsreform wurde Waldenbuch dem neu geschaffenen Kreis Böblingen zugeordnet. Dies nutzte Elsäßer um für Waldenbuch bessere Verkehrsanbindungen zu erreichen, wie z.B. eine Omnibuslinie von Böblingen nach Nürtingen über Waldenbuch.

Ende Dezember 1937 endete die Amtsperiode von Elsäßer als Waldenbucher Bürgermeister, da er vom Württ. Innenminister Jonathan Schmidt in die Reichsfinanz-verwaltung, dem Finanzamt Ulm als Obersteuerinspektor zugeteilt wurde. Er trat diese Stelle zum 1. Juli 1938 an.

Wer war Wilhelm Elsäßer?

Reichstagswahl 5. März 1933. Wahlaufruf von Elsäßer

Wilhelm Friedrich Elsäßer wurde 1892 in Ehingen? geboren. Er war verheiratet mit Luise Käßbohrer. Von 1923-1930 war er Schultheiß, ab 1.12.1930-1933 Bürgermeister in Gomaringen. Obwohl er 1933 wiedergewählt wurde, war er danach mit Wahlanfechtung, Denunziation durch die NSDAP, Verleumdungen und Rechtfertigungen konfrontiert. Die vorgesetzten Behörden, die nach dem Führerprinzip den zukünftigen Bürgermeister festlegten, entschieden sich doch für Elsäßer. Er amtierte aber zunächst noch als Amtsverweser, was ihn letztlich zur Aufgabe in Gomaringen veranlaßte. Im März 1934 übernahm er das Amt eines Ortvorstehers der Gemeinde Waldenbuch.

Quellen:
Anne Lipp, Andreas Schmauder: Ein Jahrhundert Leben in Waldenbuch, Stuttgart 1996
Sannwald, Wolfgang: Die Geschichte von Gomaringen, 2. Band des Gomaringer Heimatbuches, Gomaringer Verlag und Druck GmbH, 1988
Geschichts- und Altertumsverein Gomaringen e.V. Beatrice Burst
Kreisarchiv Böblingen

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