Mein Freund der Baum – Schönbuch Eichen

Winter 1938. Teamarbeit Waldenbucher Holzfäller. Foto: E. Lohmann. Für größere Ansicht auf Bild klicken.

Anläßlich des Winterholzeinschlags 1938 im Waldteil Kesslerhau des Forstamts Waldenbuch wurde dieser kapitale Eichenstamm gefällt. Der Filder-Bote vom 22. Februar 1938 (Bitte auf Logo klicken) berichtete damals darüber. Danach war der untere Teil 6 m lang und hatte einem Volumen von 7 Kubikmeter sowie einen Mittendurchmesser von 1,22 Metern. Man kann davon ausgehen, dass die Eiche am Stock (untere Teil) einen Durchmesser von ca. 1,50 m oder mehr hatte und einen Umfang von mindestens 5 Metern. Zur Fällung, Auswertung und Aufbereitung solcher Waldriesen waren neben Fachkenntnissen der Forstbeamten auch gut ausgebildete Holzhauer notwendig. Für das Ausbringen der Stämme aus dem Wald gab es in Waldenbuch geschulte Fuhrleute und sehr gutes Pferdematerial.

Die folgenden beiden Kapitel von Günther Schwarz geben einen kurzen Einblick in die Geschichte unserer Forstwirtschaft.

Holzernte im Schönbuch – Ein Rückblick

Die Männer in Waldenbuch arbeiteten im Sommer in der Landwirtschaft. Manche auch als Maurer, Steinhauer oder Gipser. Im Winter hatten sie keine Arbeit, da in der Landwirtschaft sowie auf dem Bau die Arbeit ruhte. Viele heuerten beim Forstamt als Saisonarbeiter für die Arbeit im Wald an. Oberholzhauer Müller war das ganze Jahr im Wald beschäftigt. Im Frühjahr und Sommer beaufsichtigte und unterstützte er die Frauen, die auf den Kulturflächen junge Bäume pflanzten oder in den damals noch reichlich vorhandenen Pflanzschulen des Forstamts diese nachzogen. Im Winter wurde das Holz eingeschlagen, das Oberholzhauer Müller nach Weisung des Forstamts zusammen mit den Saisonarbeitern aufarbeitete. Seit Ende des 18. Jahrhunderts durften die

Förster Jakob Zeyher (1879 – 1958) mit Sohn Max (hat ein Frettchen in der Hand) am 18. März 1914 mit Kulturarbeiterinnen und Waldarbeitern des Reviers Bezenberg. Bildmitte (mit Hut) Haumeister und Oberholzhauer Müller. Foto: Archiv G. Schwarz. Für grosse Darstellung auf Bild klicken.

Brennholzberechtigten (also alle Waldenbucher Bürger) ihr Gerechtigkeitsholz, die Wagner, Schreiner und Zimmerer ihr Werkholz nicht mehr selbst im Wald einschlagen. Das wurde vom Forstamt durch die Holzhauer erledigt.

Etwa 85 % des Holzes war Brennholz, wurde im Wald in Klafter (6 Fuß hoch, 6 Fuß breit, 4 Fuß tief oder 1,72 m hoch, 1,72 m breit und 1,14 m tief) aufgesetzt (später auch in Raummeter = 1 x 1 x 1 m), bzw. das dünnere Material als Büschel mit 1 m Länge und 1 m Umfang gebündelt. Dieses Holz musste vom Berechtigten oder Käufer in eigener Verantwortung abtransportiert werden.

ca. 1968. Ludwig Ebinger. Foto: Robert Ceska

Anders war es beim Holz für das Sägewerk. Entweder der Säger bestellte eine gewisse Menge (supplizieren) in Festmetern (cbm), oder die Stämme wurden versteigert („im Aufstreich“ genannt). Dieses Holz musste dann aus dem Bestand an einen befahrbaren Weg gerückt (geschleift) werden; das wurde von den Holzschleifern, die schwere Arbeitspferde hatten, erledigt. Oft hatten diese auch die entsprechenden Wagen, luden das Holz auf und transportierten die Stämme ins Sägewerk. In Waldenbuch war das z.B.  Ludwig Ebinger. Wilhelm Landenberger hatte ein eigenes Transportfahrzeug.

Es gab auch Holzhändler, die das Holz beim Forstamt kauften, um es dann an Sägewerke weiter zu verkaufen.

Eher selten war, dass „Holz auf dem Stock“ gekauft wurde. Das heißt,  die Bäume stehen beim Kauf noch unaufbereitet im Wald. Dann muss der Käufer die Fällung, Aufbereitung und den Transport des Holzes selbst organisieren. Da dabei oft Schäden an Boden und Nachbarbestand vorkamen, waren die Forstämter wenig begeistert und vermieden diese Form des Holzverkaufs.

Es kam auch vor, dass einzelne Schreiner, Fenster- und Treppenbauer, das Holz beim Forstamt kauften (meist ersteigerten), es zum Sägewerk transportieren und sägen ließen.

Normal ist und war, dass die Holzsortimente durch das Forstamt bearbeitet und an einem Transportweg gelagert verkauft werden. Erst nach Bezahlung des Kaufpreises darf das Holz ins Sägewerk abtransportiert werden.

 

Schönbuch Eichen damals und heute

Förstereiche, Hildrizhausen, Umfang 4,7 m, ca. 300 Jahre alt. Foto: KrzBB – Auf Bild klicken für weiteres Foto.

Als weit verbreiteter, heimischer Baumart kam der Eiche im Schönbuch eine besondere Bedeutung zu. Ihre Früchte, die Eicheln, boten in Mastjahren (Äckerich) Nahrung für Wild, Vieh und Schweine. Es gab Zeiten, da wurde der Wert eines Waldes nicht nach dem Holzertrag, sondern danach beurteilt, wieviel Schweine in ihm ernährt werden konnten.

Auch das dauerhafte Holz war sehr begehrt. Für Bauzwecke und als Werkholz bestens geeignet, war den Schönbuchgenossen die Verwendung zu Brennzwecken streng verboten. Trotzdem nahmen die zum Bau tauglichen Eichenstämme rapide ab.

Gefällt waren sie in kurzer Zeit, nachwachsende brauchten aber nahezu 200 Jahre, um nutzbar zu werden. Nur wenige Eichen überlebten ihre Jugend, weil Rotwild und im Wald weidendes Vieh sie abfraßen.

Lage des Waldteils Kesslerhau

Das änderte sich in Folge des Dreißigjährigen Krieges. Die Schönbuchorte wurden stark entvölkert, das Vieh geplündert und in den Wäldern vermehrten sich Wölfe, die das Wild kurz hielten. Junge Eichen konnten wieder aufwachsen. Auch die Eichen im Kesslerhau, von denen eine der stärksten 1938 gefällt wurde, stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dieses Gebiet auf Markung Waldenbuch wurde in Folge als Waldweide genutzt. Einzelne Eichen mit weitausladenden Kronen ließen große Mengen an Eicheln als Viehfutter erwarten. Der Wald bot einen parkartigen, ausgekehrten Anblick, den Goethe 1797 mit: „Einzelne Eichbäume stehen hier und da auf der Trift“ beschrieben hat.

ca. 500 Jahre alte ‚Dicke Eiche‘ Stieleiche im Lindach in Hildrizhausen. Die Eiche ist im Jahr 2013 umgestürzt. Für weitere Bilder und Detaills dieses Baums klicken Sie auf das Bild. Foto: J. Blümle.

Leider wurden immer wieder aus wirtschaftlichen Gründen solche alten, charakteristischen Eichen gefällt. Manche starben auch nach Blitzeinschlag oder durch Schädlinge und stürzten um.

Heute stehen im Schönbuch nur noch wenige der prächtigen alten Eichen. Aber gerade im Kesslerhau finden sich noch eine erstaunliche Zahl an heute 300 bis 350 jährigen Methusalems, die bei einem Besuch des „Waldkulturerbes Neuweiler Viehweide“ westlich von Waldenbuch entdeckt werden können.

Weitere Huteeichen mit beeindruckendem Alter und Ausprägung finden sich im Naturschutzgebiet „Eisenbachhain“ unweit des Parkplatzes „Stadtreitereiche“ an der B 464. Dieses schon 1937 unter Schutz gestellte 8 ha große Gebiet mit gut 300 jährigem Baumbestand bleibt als Bannwald sich selbst überlassen und kann sich ungestört entwickeln.

Eine weitere beeindruckende Erscheinung ist die „Sulzeiche“ steht am Schönbuchrand nördlich von Walddorfhäslach. Sie ist gut 450 Jahre alt und hat einen Stammumfang von mehr als 6,30 m.

Stuttgarter Vertriebene bekommen neues Zuhause im Schönbuch

Eremit (Osmoderma eremita), Weibchen  – Juchtenkäfer. Foto wikipedia.org

Vielleicht begegnen Sie dort einem ansässsigen Käfer, jenem Krabbeltier das dem Projekt Stuttgart 21 beinahe das Genick gebrochen hätte. Deutsche Bahn AG und der Landkreis realisieren hier ein Ansiedelungsprojekt für den seltenen Juchtenkäfer, d.h. dem Stuttgarter Emigranten soll ein Ersatzquartier für die nächsten 200 bis 300 Jahre angeboten werden. Einzelheiten hierzu in einem Bericht der Kreiszeitung – Böblinger Bote vom Oktober 2018.

 

Bilder: Sofern nicht angegeben sind die Bilder aus Archiv W. Härtel.
Leider konnten nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden. wenn Sie Rechte an den veröffentlichen Bildern besitzen, wenden Sie sich bitte an Wolfgang Härtel.


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