Bäckermeister Hermann Seeger (77) blickt mit einem weinenden Auge auf die damals noch intakte Bäcker-Landschaft zurück, wo der Bäckermeister den Namen noch verdient hatte.
Früher gab es in Waldenbuch viele Bäckereien. So bestanden in den 1930er Jahren am Marktplatz 4 die Bäckerei von Friedrich Klein sowie in der Marktstrasse 10 die Bäckerei Kayser. Beide wurden später aufgegeben.
Auf dem Graben war die Bäckerei von Eugen Todt im Gasthaus Rose. 1956 wurde das Gebäude abgebrochen und als Gaststätte, Kino und Bäckerladen neu gebaut. Die Bäckerei wurde nach Echterdinger verlagert und 1968 aufgegeben.
Unter der Mauer gab es die Bäckerei Eckhardt, die mindestens in der 3. Generation geführt wurde. Anfang der 1980er Jahre wurde das Geschäft aufgegeben.
An der Tübinger Strasse befand sich bis in die 1980er Jahre die Bäckerei Kayser-Mößner.
Wilhelm Seeger gründete 1949 die Bäckerei in der Marktstrasse 16, die 1976 von seinen Sohn Hermann Seeger übernommen wurde.
1980 wurde der Laden von der Marktstrasse in das Haus Auf dem Graben 27 verlegt. 1982 wurde die Filliale in der Liebenaustrasse 40 eröffnet. Beide Läden wurden 1995 an die Fa. SEHNE verkauft. Während die Verkaufsstelle Auf dem Graben von SEHNE aufgegen wurde, besteht die Filiale auf dem Kalkofen unverändert.
In der Marktstrasse war die Bäckerei von Hermann Böpple, die bis ca. 1965 bestand.
Der letzte Betrieb mit eigener Bäckerei wurde von Dieter Angermaier um 1970 im Einkaufszentrum auf dem Kalkofen gegründet und in den 1990er Jahren von der K+U EDEKA Eigenmarke als Filiale abgelöst.
In den Neunziger Jahren eröffnete die Fa. Bauer aus Dettenhausen nahe der Uhland Apotheke eine Filiale, die ca. 2010 an die Fa. Wanner übergegangen ist und nicht mehr besteht. Heute ist dort ein kleines Cafe.
Bis auf die Verkaufsstelle der Oberlenninger Bäckerei Bohnacker im Krone-Areal gibt es nur noch Filalen von Industriebäckern mit Backstationen: SEHNE, beim DM-Markt und Liebenaustrasse 40; K+U im EDEKA Markt, Neues Zentrum; Treiber, im Penny Markt; Backstation in der Lidl-Filiale.
Zurückblickend kann man sagen, dass es sehr schade ist, dass ein altes Handwerk so dahingeht. Dies ist sowohl dem technischen Fortschritt, Marktveränderungen sowie dem Mangel an Nachfolgern zuzuschreiben, und deshalb auch nicht aufzuhalten. Es bleibt nur noch die Erinnerung an handwerklich hergestellte wohlschmeckende Backwaren und an den Duft von frisch gebackenem Brot, wenn man eine Bäckerei betrat.
Waldenbuch, im Januar 2022
Hermann Seeger