Wieso gab es in Waldenbuch einen russischen Friedhof?
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Waldenbucher Jagdschloss ein Lazarett für 400 Mann. Zunächst war dort nur ein Teil der württembergischen Soldaten untergebracht, die mit Napoleon gegen Russland ziehen mussten und überlebt hatten. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und dem Frontwechsel Württembergs fanden dort auch Verwundete der russischen Armee Aufnahme, die Napoleon und seinen auf dem Rückzug befindlichen Soldaten nachsetzten. Diese russisch-orthodoxen Christen wählten den Wald am Weilerberg als Standort für eine kleine hölzerne Kirche und einen Friedhof, umschlossen von einer rechteckigen Wallanlage. Auf diesem Friedhof sind 14 Russen begraben. Seit 2007 erinnert ein Gedenkstein der Stadt Waldenbuch, der in Verlängerung des Neuweiler Wegs errichtet wurde, an die Toten und in der ausführlichen Inschrift an die weltgeschichtlichen Geschehnisse, die die Männer nach Waldenbuch verschlagen hatten.
Über die Vorgänge in dieser Zeit hat Otto Springer (1845-1910) in seiner 1912 veröffentlichten Chronik “Geschichte der altwürttembergischen Landstadt Waldenbuch” ausführlich berichtet. Einzelheiten kann man mit einem Klick auf den Buchtitel entnehmen.
Bis ins Jahr 1996 war die “Springersche Chronik“ die einzig verfügbare zusammenhängende Darstellung der Waldenbucher Stadtgeschichte bis 1871. Neben danach erschienenen weiteren Büchern über die Geschichte Waldenbuchs ist vor allem das 1996 von Anne Lipp und Andreas Schmauder erschiene Buch “Ein Jahrhundert Leben in Waldenbuch” zu nennen. Es behandelt die Zeit vom Kaiserreich 1870 bis 1996.