Waldenbucher Uhrmacher

Vor 1950 gab es in Waldenbuch keinen Uhrmacher. Man musste entweder nach Tübingen oder Stuttgart fahren um eine Uhr zu kaufen oder reparieren zu lassen. Bis 1992 hatte Waldenbuch ein beliebtes Uhrmachergeschäft.

Georg Dobler- Erster Uhrmacher in Waldenbuch – Für zwei Jahre

1951. Anzeige in Vereinszeitung.

Georg Dobler, geboren 1907, Heimatvertriebener aus Vaskut/Ungarn kam 1946 nach Waldenbuch und eröffnete 1950 in der Tübinger Strasse 5 einen Uhrenladen. Neben Uhren und Reparaturen führte er auch Juwelen und Foto-Artikel.  Bereits Anfang 1952 gab er sein Geschäft wieder auf und wanderte nach den USA aus. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.

 

um 1970, Uhrmacher Gottfried Keller mit Vater Josef Keller

Josef und Gottfried Keller

1962. Geschmücktes Uhrengeschäft Keller anlässlich der 600 Jahr-Feier der Stadt Waldenbuch.

Von dem freiwerdenden Uhrengeschäft erfuhr Josef Keller, ein heimatvertriebener Uhrmacher aus Troppau im Sudetenland. Er kaufte das Haus für seine Familie und übernahm den Uhrmacherladen. Viele Waldenbucher kauften dort für ihre Kinder die ersten Uhren, Ringe und anderen Schmuck.

Karin Kohlmayer, Tochter von Gottfried Keller, erinnert sich:

“Nach der Vertreibung lebte die Familie meines Vaters zunächst in Batzenhofen bei Augsburg, wo mein Vater das Handwerk des Uhrmachers gelernt hatte. Neben meinem Vater waren sein Vater und zwei Tanten ebenfalls Uhrmacher. Sie wurden durch einen Onkel in dem Handwerk ausgebildet.

Es gab in dem Haus im EG nur ein kleines, als Laden genutztes Zimmer, weshalb der angrenzende Stall 1959 ausgebaut und zum Laden hinzugefügt wurde. Das Geschäft betrieb mein Vater zusammen mit seinem Vater, Josef Keller, der mit der Familie oben im Haus gewohnt hatte. Im Jahr 1952 verstarb meine Oma Anna Keller mit 49 Jahren und Josef Keller musste seine sechs Kinder alleine groß ziehen.

1957. Vereinsfestschrift

1981 verstarb mein Opa und mein Vater führte den Laden zusammen mit meiner Mutter weiter. Das Gebäude war zunächst verputzt. Das heute noch sichtbare Fachwerk ließ mein Vater frei legen.

um 1970. Uhrmacher Gottfried Keller bei der Arbeit.

Im Laden wurden Uhren verkauft und repariert. Außerdem gab es auch Schmuck, WMF- Artikel, Souvenirs von Waldenbuch und Geschenkartikel der damaligen Firma Quist aus Esslingen.

Anfang der 80er Jahre wurde eines Nachts eingebrochen. Die Diebe nahmen einen Großteil des Goldschmuckes mit. Ein Nachbar, Alfred Schmid, hat am frühen Morgen den aufgeschobenen Rolladen und die aufgehebelte Ladentür bemerkt und sofort meine Eltern und die Polizei angerufen. Der Einbruch wurde von der örtlichen Polizei aufgenommen, aber die Diebe wurden nie gefasst. Bis die Tür wieder repariert wurde, hat mein Vater eine Woche lang hinter dem Verkaufstisch auf dem Boden geschlafen. Er hatte sich eine Schnur von der nicht verschließbaren Eingangstür ans Handgelenk gebunden, damit er sofort aufwacht, falls jemand den Laden betreten hätte. So hat er seinen Laden bewacht.

1977. Uhrengeschäft Keller, 25 Jahre. Jahre Jubiläum

1992 wurde das Geschäft altershalber aufgelöst und das Haus verkauft. Viele Jahre war dort eine Fußpflegerin tätig und heute befindet sich darin ein Schmuckgeschäft.”

Gottfried Keller wohnt heute (2022) mit seiner Frau Sigrid in Dettenhausen.

 

Walter Gechter

1953, Alfred-Ritter Strasse 5, Hochwasser, Gemischtwaren Geschäft Friedrich Rühle, damaliger Inhaben Heller
Verkauf von durch Hochwasser beschädigter Ware

Im Gebäude Böblinger Strasse 3 (heute Alfred-Ritter-Strasse 5) eröffnete Ende der 1950er Jahre der Waldenbucher Walter Gechter dort ein Uhrengeschäft. Nach ca. 10 Jahren wurde das Geschäft aufgegeben.

Im Februar 2022

Wolfgang Härtel

 

 

 

 

 

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