Reinhold Körber (1948-1949)

Tatkraft in Waldenbuch würdigen

Bürgermeister Reinhold Körber. *1918, †1949. Foto: Archiv W. Härtel/Ulrich Körber

Die Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen und die damit verbundene (Über)Forderung der Städte und Gemeinden ist gerade in aller Munde. Auch in Waldenbuch hatten wir schon einmal ein Flüchtlingsthema – und einen couragierten, tatkräftigen Bürgermeister, der sich dieser Aufgabe stellte.

Vor 65 Jahren, am 14. Dezember 1949, starb der damalige Waldenbucher Bürgermeister Reinhold Körber (1918-1949) im Alter von nur 31 Jahren an den Folgen einer Leukämieerkrankung. In seiner nur kurzen Amtszeit von 21 Monaten erkannte er die Herausforderungen der Zeit, handelte rasch und trieb für die Opfer von Krieg und Vertreibung wichtige Projekte in Waldenbuch voran. Ältere Mitbürger können sich sicher noch gut an die schwere Nachkriegszeit erinnern, als sich durch die vielen Flüchtlingszüge die Einwohnerzahl Waldenbuchs schlagartig um rd. 1.000 Menschen erhöhte – was schon damals zu gravierenden Problemen bei Unterbringung und Versorgung führte.

Der damalige Bürgermeister begegnete dem Flüchtlingsstrom mit verschiedenen wichtigen und nachhaltig wirksamen Maßnahmen, die hier beispielshaft aufgelistet werden.

Reinhold-Körber Siedlung

Entscheidende Abhilfe der Notlage von Menschen brachte ein von Körber vordringlich vorangetriebenes Wohnungsbauprogramm auf den Höhen über Waldenbuch. Am Weilerberg entstand bis 1949 die nach ihm benannte „Reinhold-Körber-Siedlung“ mit zirka 60 überwiegend von den Heimatvertriebenen selbst gebaute Häuser.

Notschule im Gaiern

Die Schülerzahlen der Waldenbucher Schule waren durch das sprunghafte Bevölkerungswachstum stark gestiegen. Der Bau der sog. Schulbaracke mit drei Klassenzimmern konnte 1949 für einige Jahrgänge die prekäre Beschulungssituation etwas lindern.

Friedhof auf dem Steinenberg

Wo Menschen leben, wird auch gestorben. Im November 1949 wurde der unter Bürgermeister Körber erbaute neue Friedhof eingeweiht. Nur einen Monat später wurde Reinhold Körber selbst als erster auf dem neuen Friedhof beerdigt.

In der schweren Nachkriegszeit trugen die Leistungen von Reinhold Körber wesentlich dazu bei, Leid zu mindern und vielen Menschen eine neue Heimat zu geben. Um dieses Engagement für unsere Stadt Waldenbuch entsprechend zu würdigen und das Gedenken für diesen Einsatz zu wahren, schlage ich vor, Reinhold Körber posthum die Ehrenbürgerehre der Stadt Waldenbuch zu verleihen. Die Benennung einer Straße oder eines Platzes in Waldenbuch nach Reinhold Körber wäre zudem ein lebendiges Zeichen zur Erinnerung an diesen großen Bürger unserer Stadt.

Wer war Reinhold Körber?

Reinhold Körber wurde am 5. April 1918 in Böblingen geboren. Seine Lehrjahre im Verwaltungsfach absolvierte er in Weil im Schönbuch, von wo aus er eine Gehilfenstelle bei der Stadt Gundelsheim a. Neckar antrat. Von 1937 bis 1938 war er Kanzleigehilfe beim Landratsamt Böblingen. 1938-39 besuchte er die Höhere Verwaltungsschule in Stuttgart und 1939 bis 1949 war er Buchhalter bei der Stadt Sindelfingen, bis er 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Aus dem Felde zurückgekehrt, war er wiederum bei der Stadt Sindelfingen als Ratsschreiber tätig, bis er 1948 zum Bürgermeister von Waldenbuch gewählt wurde.

Anläßlich der 100. Geburtstags vom Altbürgermeister Reinhold Körber veröffentlichte die Stadt Waldenbuch einen Nachruf in den Stadtnachrichten vom 6. April 2018.

2018. Grab von Reinhold Körber. Foto: W.Härtel

Quellen:
Anne Lipp, Andreas Schmauder: Ein Jahrhundert Leben in Waldenbuch, Stuttgart 1996
Ulrich Körber (Sohn von Reinhold Körber)

 

 

 

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